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| ZukunftsTour in Hamburg: Vom Freihandel zu fairem Handel
ZukunftsTour in Hamburg: Vom Freihandel zu fairem Handel
Hamburg, 4. September 2015. Großer Andrang in Hamburg: Bereits um 9 Uhr strömten viele Schulklassen in die Fischauktionshalle. Insgesamt besuchten 650 Menschen die ZukunftsTour auf ihrer Station dort. Interessiert verfolgten die Besucherinnen und Besucher die Politikarena, die vom Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg Olaf Scholz und Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller eröffnet wurde.
Seinem Grußwort stellte Olaf Scholz die Frage voran: „Was können wir, als Tor zur Welt, für die globale Entwicklung tun?“ Die gestiegene Zahl der Flüchtlinge habe viele Ursachen und Hamburg unternehme viel, um den Flüchtlingen eine Perspektive auf ein sicheres Leben zu geben. Er könne gut die Motivation der Flüchtlinge nachvollziehen getreu dem Zitat aus einem Märchen: „Etwas Besseres als den Tod findest du überall.“ Der Erste Bürgermeister sprach gezielt die jungen Menschen an: „Sie sind unsere Kernkompetenz.“ Und Hamburg müsse Innovationen in die Welt bringen, wozu die Entwicklung von Produkten, Verfahren und Technik zähle, die in Schwellen- und Entwicklungsländern adaptiert werden können und so zu einer globalen und nachhaltigen Entwicklung beitragen. „Denn lokal ist überall.“
„Hamburg ist ein Leuchtturm für unsere ZukunftsTour“, sagte Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller in seiner Rede. Mit seinem Hafen als Tor zur Welt habe Hamburg eine ganz besondere Bedeutung, wenn es um die Frage ginge, wie wir unseren Wohlstand nachhaltig leben. „Das geht von Kaffee über Kakao über unsere Kleidung bis hin zum Elektroschrott, den wir großenteils nach Afrika verschiffen und dort von Kindern auf giftigen Müllhalden auseinandernehmen lassen." Müller würdigte Hamburgs Engagement als Fairtrade-Stadt und freute sich besonders auf die Pläne, mit der Olympiabewerbung ein Nachhaltigkeits-Beispiel zu setzen. Er betonte, dass der Weberaufstand im 19. Jahrhundert und die große Not damals den Beginn für soziale Standards in Deutschland setzten. Und dass es heute darum ginge, im Produktionsbereich von Textilien diese damals erkämpften Standards auch Menschen in anderen Ländern zuzugestehen. „Entscheidend ist, dass wir den Markt vom Freihandel zu fairem Handel entwickeln“, sagte der Bundesentwicklungsminister.
In der anschließenden Diskussion wurde neben der Rolle des Konsumenten auch die Rolle der Wirtschaft bei fairem Handel und Produktion thematisiert. Hier plädierte Andreas Streubig von der Otto Group für eine geteilte Verantwortung und befürwortete das Textilbündnis: „Das Tun macht Arbeit! Das gilt auch für Unternehmen. Und ja, es kostet Geld!“ Außerdem an der Diskussion beteiligt waren Jürgen Klimke, Mitglied des Deutschen Bundestages, Maike Röttger von Plan International Deutschland, Klaus Milke von Germanwatch, Friederike Lang von hamburg mal fair und Jakob Berndt von LemonAid.
Lebendig und praxisnah wurde die Vielfalt entwicklungspolitischer Themen in der Zukunftswerkstatt präsentiert, wo engagierte Vereine und Projekte an Lernstationen, Ausstellungen und in Workshops viel Wissenswertes zu fairem Handel, Klimaschutz, Flucht und Migration vermittelten.
„Im Idealfall gibt es in einer gerechten Welt keine Grenzen mehr“, sagt der Schüler Sven. Und für die Besucherin Ilka Kampen steht fest: „Das Thema muss publik gemacht werden, niemand darf die Augen verschließen, denn jeder hat das Recht auf Freiheit, Frieden, ruhigen Schlaf und freien Willen. Es ist schon unfair, wenn wir das haben und andere nicht.“
„Ich bin mit meiner Schulklasse hier und wir nutzen den Tag als Informationsveranstaltung für ein Schulprojekt. Wenn ich mir das Eine-Welt-Spiel anschaue, ist unsere Welt nicht gerecht. Gerecht wäre, wenn jeder das hätte, was er braucht. Wir haben heute viel darüber und über das, was wir tun können, diskutiert“, erklärt die Berufsschullehrerin Maren Klentze-Konow.
Jakob Hamborg macht gerade ein Praktikum bei einer Non-Profit-Organisation in Hamburg und sagt: „Wichtig ist, dass kein Land mehr darauf aus ist, ein anderes auszunutzen, sondern dass Waren zu beiderseitigen Vorteilen getauscht werden. Als Verbraucher kann man viel tun, indem man darauf achtet, wie man kauft.“
Die ZukunftsTour zieht von Hamburg aus weiter. Die nächsten Stationen sind Potsdam und München. Überall geht es dabei um ein Ziel: durch spannende Gespräche und Aktionen weltweite Entwicklungen besser zu verstehen und für nachhaltige Entwicklung – auch durch das Handeln eines jeden Einzelnen – zu werben.
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