Neues aus den Städten

| „Das Problem ist doch, dass keiner richtig anfängt“

„Das Problem ist doch, dass keiner richtig anfängt“

Schüler betrachten gemeinsam den Bildschirm eines Laptops
Die Schülerinnen und Schüler des Albertus-Magnus Gymnasiums. Foto: Andreas Henn

Was denken Schülerinnen und Schüler über das Thema Nachhaltigkeit? Ein Gespräch mit der Klasse 10c des Albertus-Magnus-Gymnasiums über Erneuerbare Energien, Carsharing und Öko-Fuzzis.

Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind heute in aller Munde. Warum sind diese Themen überhaupt so wichtig?

Helen: Ich glaube, es ist vor allem für uns Jüngere wichtig. Die ältere Generation denkt vielleicht: Das betrifft uns eh nicht mehr. Uns aber schon.

Wenn wir an Lösungsansätze denken: Was würdet ihr am liebsten schon morgen anders machen?

Theresa: Ich denke, dass man sich vor allem auf Erneuerbare Energien konzentrieren sollte. Hierdurch wird der CO2-Ausstoß schließlich stark verringert. Aber es gibt auch Konzepte, die nach dem Prinzip der Sharing-Economy funktionieren, bei dem sich Menschen Dinge teilen und nicht immer jeder etwas neu kauft. Oder Kleiderkreisel, bei denen man gebrauchte Sachen weiterverkaufen kann.

Henni: Darum ging es auch in dem Projekt, das wir in unserer Klasse gemacht haben. Wir haben überlegt, wie ein Positiv-Szenario für das Jahr 2050 aussehen könnte. Wie es wäre, wenn wir jetzt alle auf Erneuerbare Energie umsteigen würden oder wenn es mehr Dinge wie Carsharing gäbe.

Was glaubt ihr, warum sich viele nachhaltige Projekte noch nicht durchgesetzt haben?

Henni: Das Problem ist, dass nicht alle Länder mitmachen. Wenn Deutschland in Erneuerbare Energien investiert und China sagt: Das ist nicht unser Problem und wenn Deutschland investiert, dann müssen wir das nicht machen, dann klappt es halt nicht. Es muss einfach jedes Land mitmachen.

Kilian: Viele Schwellenländer haben auch nicht so viel Geld, um in solche Projekte zu investieren. Für die ist es oft billiger ein Kohlekraftwerk zu betreiben, als ein ganz neues Energie-System aufzubauen.

Das heißt ihr seid eher pessimistisch, was den Ausbau Erneuerbarer Energien angeht?

Frederik: Ich bin eigentlich optimistisch, denn es geht schon in die richtige Richtung. So wie bisher kann es auch nicht weitergehen. Vor allem wenn man hört, dass das Öl und andere fossile Brennstoffe knapp werden. Ich glaube, jedes Land muss mithelfen, da wir in einer Welt leben und wenn ein Staat etwas falsch macht, dann leiden alle darunter.

Wenn ihr euch unter Gleichaltrigen umschaut: Wie steht es da um das Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit?

Birte: Es wissen schon viele Leute Bescheid. Aber das Problem ist, dass keiner richtig anfängt. Viele denken doch: Wenn nur ich das allein mache, dann bringt es nichts. Vielleicht müsste man deshalb noch mehr über diese Themen informieren. Bevor wir das Thema im Unterricht behandelt haben, war mir vieles auch nicht so wirklich klar. Aber wenn man mehr darüber erfährt, dann sagt man sich vielleicht eher: Ich esse jetzt weniger Fleisch, weil die Herstellung viel CO2 verursacht. Oder ich kaufe mir auch mal teurere Klamotten, wenn dann klar ist, dass die nicht durch Kinderarbeit hergestellt wurden.

Birte: In der Schule wird das Thema eigentlich schon viel behandelt. Auch im Fernsehen wird viel erzählt, aber umgesetzt wird es eben nicht.

Killian: Der Ausbau kommt einfach nicht voran. Ich wohne etwas außerhalb und da gibt es keine Car-to-Go Angebote oder Stationen, an denen man sein Elektro-Auto aufladen könnte. Da sollte mehr investiert werden. In der Schule haben wir einen Text gelesen in dem stand, dass Deutschland eher auf die technische Entwicklung fixiert ist als auf die Umsetzung. Ich finde, es sollte weniger rumexperimentiert, sondern einfach mal gemacht werden.

Theresa: Da wir in Deutschland die finanziellen Möglichkeiten haben, könnten wir den Schwellenländern damit auch ein Vorbild sein.

Mit Fairem Handel kann jeder etwas zu mehr globaler Gerechtigkeit beitragen. Fair gehandelte Kleidung ist aber beispielsweise noch ein Nischenprodukt. Woran liegt das?

Helen: Das Hauptproblem ist, dass es im Einkaufszentrum wenige faire Labels gibt. Ich hab vielleicht mal ein, zwei Läden gesehen, in denen es faire Kleidung gab. Aber die waren dann auch nicht so der Hammer.

Kilian: Für mich hängt auch sehr viel davon ab, wie die Kleidung aussieht. Wenn man hinterher aussieht wie so ein Öko-Fuzzi, sag ich jetzt mal, dann zieht man das nicht an. Aber ich würde schon ein paar Euro mehr auf den Tisch legen, wenn mir ein Pulli oder eine Hose gefällt und ich weiß, dass die Kleidung nicht von Kindern hergestellt wird und fair gehandelt wurde.

Birte: Ich hab gehört H&M macht jetzt eine Recycling-Kollektion. Ich finde, das ist eine gute Idee. Aber als Jugendlicher ist 50€ für einen Fair Trade Pulli schon viel. Da muss man sich zwei Mal überlegen, ob man den haben will.

Das Interview wurde am Rande der ZukunftsTour in Stuttgart aufgezeichnet. Weiteres über die Veranstaltung können Sie hier nachlesen.

Zurück